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Transatlantik nach Brasilien. Transatlantik ins Glück!

Vor der Reise

Der Anfang von etwas Wunderbarem. Ich erinnere mich noch genau an den Tag im Februar 2015. Ein Angebot der Urlaubspiraten: 9 Tage Transatlantikkreuzfahrt von Gran Canaria nach Salvador da Bahia, Brasilien, für 150 Euro. Die Suiten mit Balkon sollte es für 250 Euro geben. All inklusive. Aufgeregt überlegte ich hin- und her. Brasilien, ein Land ganz weit oben auf meiner Reise-Wunschliste. Aber mit dem Schiff? Eine Kreuzfahrt stand nicht gerade ganz oben auf besagter Liste. Fragen wie:…Was soll ich 9 Tage an Bord eines Schiffes machen? Ist das nicht langweilig? Wenn das so günstig ist, gibt es da nicht einen Haken? Wahrscheinlich wird während der Überfahrt renoviert? Ob das ein Geisterschiff sein wird? Wer bucht denn sowas? …stellten sich mir.

Aber wie immer von großer Neugier getrieben, buchte ich, getreu dem Motto: No risk, no fun! (Und selten war ein Spruch passender, mit Spaß würde ich mehr als belohnt werden!)

Zudem mussten wir nur 50 Euro pro Person anzahlen und konnte bis 6 Wochen vor der Abreise auch zu diesem Preis stornieren.

Aber je mehr ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, desto weniger hatte ich vor, diese Reise noch zu stornieren und von da an war ich regelmäßig auf der Suche nach passenden & günstigen Flügen. Ryanair war so freundlich uns für ca. 45 Euro pro Person nach Gran Canaria zu fliegen & irgendwann gab es dann auch bezahlbare Rückflüge ab Brasilien. 2 Wochen planten wir für die Erkundung dieses wundervollen Landes ein und buchten entsprechend einen direkten Rückflug mit der TAM ab São Paolo für 350 Euro.

Dann hies es abwarten.. ziemlich lange sogar, mehr als ein halbes Jahr! Und das zog sich in die Länge.. erst gab es noch einen Urlaub in Island.. dann noch einen in Spanien.. (bevor ich eine Reise antreten, habe ich meistens schon die übernächste Reise gebucht ;)) und dann war es endlich so weit. Koffer packen: Bücher, Bücher, Bücher..hab ich alles, ach ja, vielleicht besser noch ein Buch mehr! Sicher ist sicher!

Vor dem Einschiffen in Las Palmas

Es lohnt sich definitiv für Gran Canaria noch etwas Zeit einzuplanen. Die Altstadt von Las Palmas ist wunderschön und auch der Playa de Las Canteras (nach der Copacabana angeblich der zweitschönste Stadtstrand der Welt – das wage ich trotzdem mal mutig zu bezweifeln) lädt zum Verweilen ein. Viele Surfer tummeln sich im Wasser und warten auf die perfekte Welle.

Mein Tipp: La Bikina Cantina direkt am Las Canteras-Strand. Hier bekommt hier eine kleine bunte Auswahl leckerer Köstlichkeiten aus aller Welt geboten.

Wer noch etwas mehr Zeit hat, sollte einen Abstecher in den Süden der Insel machen. Dafür muss man nicht extra ein Auto mieten. Das Busnetz ist sehr gut ausgebaut. Von Las Palmas kann man mit dem Bus direkt bis zum Faro de Maspalomas fahren. An der wunderschönen Strandpromenade lassen sich von einem der vielen Cafés aus prima die Surfer in den Wellen beobachten. Vom Faro de Maspalomas aus, sind es etwa 10-20 Min. Fußmarsch zu den Dünen von Maspalomas. Dieses Highlight sollte man sich nicht entgehen lassen.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, ist das Valle de Agaete, ein sehr fruchtbares Tal im Nordwesten der Inseln, in dem die einzigen Kaffeeplantagen Europas liegen. Wir haben uns für diesen Ausflug einen Tag lang in Las Palmas einen Mietwagen ausgeliehen.

Direkt am Hafen von Las Palmas befindet sich ein großes Einkaufszentrum mit einem riesigen Supermarkt. Sollte man irgendetwas vergessen haben einzupacken, hier findet man es. Der Bus hält übrigens direkt vor dem Hafengelände.


Tipp

Die Kreuzfahrten mit Pullmantur sind zwar All-inklusive, dennoch empfiehlt es sich evtl. das ein oder andere mitzubringen. Da die Getränke nur in Bechern ausgeschenkt werden, lohnt es sich evtl. Wasserflaschen für die Kabine mit an Bord zu bringen. Man kann üblicherweise aber auch für 1 $ Wasserflaschen an Bord kaufen. Ein, zwei Schokoriegel oder eine kleine Chipstüte kann sicher auch nicht schaden. An Bord gibt zwar wahnsinnig viel zum Essen an Bord – aber das waren die Dinge, die ich vermisst habe.


Auf dem Schiff

Es war ein ziemlich aufregendes Gefühl, als wir am Hafen von Las Palmas angekommen sind und schon von Weitem die Empress, das Schiff, mit dem wir den Atlantik überqueren sollten, sahen. Es kam uns ziemlich riesig vor. Der Check-In fand gegen Mittag statt, obwohl das Schiff erst am Abend losfahren sollte. Es bestand also genug Zeit um alles schonmal in Ruhe zu erkunden.

Spätestens als wir unsere Kabine betraten, fanden wir, dass es eine ziemlich gute Idee war, dieses Angebot zu buchen, außerdem war da dieses illustre Publikum, das augenscheinlich aus ziemlich vielen Backpackern bestand, ganz anders als erwartet.

Dennoch beobachteten wir mit Kribbeln im Bauch das Ausschiffen aus dem Hafen von Las Palmas von Deck aus. Wie aufregend! Wird es stürmisch? Wird es wackelig? Werden wir seekrank? Weiterhin waren viele Fragen unbeantwortet.

Als die letzten Lichter von Las Palmas verschwanden und das Schiff in den dunklen ungewissen Horizont schipperte, machten wir uns zu unserem ersten Abendessen an Bord auf, zu Tisch 26 ❤! Gut gelaunt und angeregt unterhaltend vergnügten sich schon einige unserer neuen Dinnerfreunde. Wir gesellten uns dazu und schließlich schenkte uns der liebe Tischgott dann noch Anna & Moritz (Boris) ❤! Schnell stellte sich heraus, dass wir alle etwas gemeinsam hatten: Wir waren verrückt genug, diese Schiffsreise zu buchen.

Während unseres ersten Abendessens (und auch während der folgenden) ging an unserem Tisch 26 der Gesprächsstoff nie aus und deshalb gesellten wir uns danach auch gemeinsam zur allabendlichen Broadway-Show, anschließend ins Casino und danach noch in die Disko. Glücklich und leicht schwankend (die Wellen gleichten Vieles wieder aus ) fielen wir in unserer Suite ins Bett.


Das Essen an Bord

Frühstück gab es in Form eines üppigen Buffets. Und auch Früh- und Spätaufsteher, wurden eine Stunde davor und danach mit kleinen Snacks versorgt. Auch das Mittagessen gab es meistens in Buffetform. Es mangelte nie an Auswahl: Salate, Fisch, Fleisch, diverse Beilagen, Nudeln, vegetarische Gerichte und diverse leckere Desserts, für jeden war etwas dabei. Eines Mittags erwartete uns sogar ein riesiges leckeres Barbecue an Deck. Bis zum Abendessen hatte parallel immer noch die Pizzeria offen, wo es neben Pizza auch noch den ein oder anderen Snack gab. Das Abendessen gab es als 3 Gänge-Menü. Es gab sowohl verschiedene Vor-, als auch Hauptspeisen und Desserts zur Auswahl.


Am nächsten Tag hatte dann auch tatsächlich der Pool offen. Da er am Tag zuvor geschlossen war, dachte ich schon den Haken gefunden zu haben. Letztlich wurde er aber freundlicher Weise nur noch einmal für uns gereinigt. Und auch sonst konnte man nicht feststellen, dass irgendwo gespart wurde. In regelmäßigen Abständen turnten die bestens gelaunten brasilianischen Animateure zu lauten fröhliche Rhythmen übers Deck und die bunt gemischten Passagiere folgten. Es fühlte sich an wie eine riesige Party. Wollte man jedoch etwas mehr Ruhe haben, gab es an Bord genug Ecken, in die man sich zurückziehen konnte. Wir hatten zusätzlich noch unsere Kabine mit Balkon, auf dem wir stundenlang saßen und fasziniert auf das Wasser schauten. Was wir dort zu sehen bekamen, verändere sich ständig, mal entdecken wir Delfine, fliegende Fische begleiteten uns eigentlich ständig und auch der Horizont bot einen stets abwechslungsreichen Anblick.

Jeden Abend lag in unserem Zimmer ein Programm für den nächsten Tag. Dort wurde aufgeführt, wann und wo welche Animation stattfindet, welches Motto am nächsten Abend anstand, welche Show im Broadway aufgeführt wurde und auch sonst alles, was man so für das tägliche Bordleben wissen musste.

Im Laufe der folgenden Tage stellte sich ein gewisser Rhythmus ein. Ausschlafen, feststellen, dass man schon wieder zu viele ‚letzte Absacker‘ hatte, Frühstücken, dann der verzweifelte Versuch den Kater im Fitnesstudio (die beste Stepper-Aussicht ever!) oder bei ein paar Joggingrunden auf Deck 6 wieder loszuwerden, gefolgt von einem kleinen Mittagessen. Die Stunden danach verbrachten wir meistens mit reger Unterhaltung am Pool – irgendwo traf man immer jemanden auf einen kleinen Plausch. Die Bücher im Koffer blieben deswegen weitestgehend unberührt.

Die Empress ist für ca. 1800 Passagiere zugelassen. Trotz des fantastischen Angebotes, waren nur etwa 500-600 Personen auf dem Schiff. Dies fühlte sich keinesfalls unangenehm oder leer an, hatte aber gleichzeitig den Vorteil, das kein Platzmangel herrschte und man beispielsweise am Pool immer eine freie Liege fand.

Gegen Nachmittag setzte der Sonnenuntergang ein, was dazu einlud an Deck schon mal den ersten (oder vielleicht auch schon den zweiten) Tequila Sunrise des Tages zu genießen. Dabei entstanden am Horizont wunderschöne Bilder. Eines Tages – wir waren ziemlich genau in der Mitte des -Atlantiks – war das Meer zahm wie nie und glich einem seidenen Teppich, der in bunten Farben funkelte. Keine Welle weit und breit, was wir ehrlich gesagt mitten im Ozean so nicht erwartet hätten.

Als wir den Äquator überquerten gab es an Deck eine Äquatortaufe, gefolgt von einer riesigen Party auf der das halbe Schiff im Sonnenuntergang bei lauter Musik tanzte.

Gegen 20 Uhr aßen wir jeden Abend mit unseren neuen liebgewonnenen Freunden an Tisch 26. Die Motti der Abende und entsprechend der Dresscode wechselte von beispielsweise ‚white‘ oder ‚tropical‘ am 31.10. natürlich zu ‚halloween‘ – ein Abend der besonders feucht-fröhlich endete, nachdem wir vom Animationsteam entsprechend geschminkt wurden. In dieser Nacht hüpften wir wie kleine Kinder über das Schiff, stellten die Uhren um (was am Frühstücksbüffet rege diskutiert wurde) und zogen dem Reinigungspersonal die Staubsaugerstecker aus den Dosen, nur um dann schnell gickelnd wegzulaufen. Unbezahlbar. 

Und natürlich lud eines Abends auch der Kapitän zum Cocktail ein. Während ein Teil der Passagiere sich entsprechend rausputzte, hüpften zwischendrin auch einige barfüßige Backpackerinnen herum, was dem ganzen eine besonders schöne Atmosphäre verabreichte.

Gemeinsam mit unserer Tisch-26-and-friends-Runde (herzliche Grüße an Herrn Bürgermeister und Bürgermeisterfrau!) alberten wir uns durch die Seetage. Wir brachten dem lieben Neptun eine Opfergabe, versuchten im Team die Karte durchzutrinken und so manch einer versuchte nachts im Casino den Münzschieberautomaten mit leichten bis schweren Hüftschwüngen zu leeren. Klappte auch, das Klappern der unzähligen runterfallenden Münzen & Jubelschreie im dunklen geschlossenen Casino weckten aber leider einen bösen Wachmann, der alles wieder abnahm.

Auf dieser Schifffahrt sind wunderbare neue Freundschaften entstanden, die bis heute halten.

Der Seegang hielt sich übrigens ziemlich in Grenzen. Ein leichtes Schwanken war immer zu spüren, welches lediglich ganz vorne bzw. ganz hinten im Schiff unangenehm auffiel. Ich erinnere mich an ein junges Pärchen, welches eine Juniorsuite nach hinten hinaus gebucht hatte und dort ziemlich heftig litt. Ich empfehle daher, eher eine Kabine in der Schiffsmitte zu buchen.

Kurz vor der Ankunft in Brasilien gelang es uns noch auf wundersame Weise 2 Onions aus der Casinogefangenschaft zu befreien, welche seitdem die Welt bereisen. Ihre spannende Geschichte könnt ihr hier verfolgen.

Nach 2870 Seemeilen hatten wir es dann geschafft, Salvador da Bahia lag vor uns. Was für ein Gefühl!

Fazit

Man muss wirklich sagen, dass Pullmantur uns bestens versorgt und unterhalten hat. Ich bin seitdem im absoluten Transatlantikfieber und im Mai 2016 direkt wieder 13 Tage mit der Monarch von Panama über Cartagena (Kolumbien) und St. Maarten nach Lissabon gefahren. Im Dezember 2016 folgte eine Fahrt mit der Zenith, 13 Tage von Las Palmas über St. Maarten, Antigua, St. Lucia & Barbados in die Dominikanische Republik. Die beiden Überfahrten kosteten jeweils knapp 500 Euro, all inclusive, in der Balkonkabine! Kein schlechter Preis, oder? 

Habt ihr auch Lust auf eine Transatlantikkreuzfahrt bekommen? Ich versuche ständig die besten Schnäppchen zu finden. 

Unnützes Wissen aus dem Atlantik

1956 überquerten zum letzten Mal mehr Passagiere den Atlantik zu Schiff als per Flugzeug. Im gleichen Jahr, wurde das erste transatlantisches Telefonkabel (TAT) auf dem Grund des Atlantischen Ozeans verlegt. Das 3600 km lange Kabel wurde am 25. September 1956 zwischen Oban (Schottland) und Clarenville (Neufundland) in Betrieb genommen und verfügte über 36 Fernsprechkanäle. In den ersten 24 Einsatzstunden wurden 588 Anrufe zwischen London und den USA übertragen, sowie 119 von London nach Kanada. Die Kapazität des Kabels wurde daher bald auf 48 Kanäle erweitert.

Lust auf noch mehr unnützes Wissen aus der von mir bereisten Welt?


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