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Safari auf eigene Faust: mit dem Jeep durch Kenia

Vor der Reise

Eine Safari auf eigene Faust durch Kenia in Richtung Kilimanjaro, das sollte eine meiner ersten Abenteuer werden. Gebucht wurde über Ltur (10 Tage, 500 DM inkl. Flug, Hotel, Vollpension) und da das Internet auch noch nicht so richtig vorangekommen war, brauchten wir für unser Vorhaben, kennt ihr das noch – eine Straßenkarte. In der Buchhandlung wurde uns schon etwa mulmig, auf jeder Karte waren die Straßen etwas unterschiedlich eingezeichnet. Nicht nur deswegen gab es erste Alpträume.. Kidnapping, Überfälle.. wir malten uns alles aus, was hätte passieren können. Wie zu erwarten, checkten wir dann bei dem Preis auch nicht im Ritz Carlton ein, aber unser kleines gemütliches Hotel lag nördlich von Mombasa direkt am Strand, und an was für einem!

 

In Kenia angekommen

Dort haben wir dann erstmal ein paar Tage die Seele baumeln lassen und auch immer mal wieder bei Gelegenheit versucht, ein Fahrzeug zu organisiere, was sich als nicht so einfach herausstellte. “You need a good car”, die allseits skeptischen Gesichter und mahnenden Worte sind mir noch sehr geläufig. Jeep oder Tour mit Fahrer: ja! Jeep ohne Fahrer: nein! Aber wir wollten dieses kleine Abenteuer ganz selbständig erleben. Genügend Erfahrungen in vollgestopften Nissanbussen dem vorgeplanten Programm ausgeliefert zu sein, hatten wir beide schon auf früheren Reisen gesammelt. 

Diesmal sollte es anders werden. Wäre ja gelacht, wenn das nicht ginge. Wir kämpften uns also schon bald von einem nicht allzu gut riechendem Büro zum nächsten. Ein Araber namens Ali im wunderschönen Serena Beach Hotel konnte uns zumindest ein Zimmer in einer Safarilodge im Amboselipark organisieren. Die waren und sind grundsätzlich nicht billig: 150 Dollar für eine Nacht haben wir damals bezahlt (Amboseli Serena Safari Lodge), mehr als eine Übernachtung war im Budget nicht drin. Beieinander sitzend besprachen wir mit ihm detailliert unsere geplante Tour und zum Glück fiel uns dabei dann noch der Name einer Autovermietung in Mombasa ein (Glory Car Hire) und wir bekamen von denen einen Jeep direkt zum Hotel gebrach, den haben wir für drei Tage gemietet, weil pro Tag 100 km frei waren, 100 USD etwa pro Tag, .. hin, übernachten, zurück und am dritten Tag noch ein paar km für eine kleine Küstenfahrt, das war der Plan.

Das Abenteuer kann beginnen

In der Nacht vor unserer Abfahrt kamen die Albträume wieder – Ali weiß alles, wann wir wo langfahren.. Kidnapping, Überfall, hoffentlich geht das alles gut. Mist, das Auto steht schon vor dem Hotel, zurück ist nicht ..und es wurde dunkel.. nachts dann auch noch Stromausfall in der ganzen Stadt. Morgens um 4 Uhr ging es los, an Ausschlafen war nicht zu denken, Zeit war ja knapp. Das Licht an unserem Auto war das einzige weit und breit. Ganz selten tauchte mal ein anderer Wagen auf. Unsere Straßenkarte brachte uns im Zentrum von Mombasa kein Stück weiter und glaubt es mir, das lag nicht an uns.. und so half nur fragen.. nur wen.. um diese Uhrzeit. Wir fanden dann an einer Ecke endlich drei Herren, die um eine brennende Tonne herumstanden (kalt war es nicht) und uns etwas irritiert in eine Richtung zeigend den Weg nach Nairobi gewiesen haben. Straßenschilder gab es übrigens keine.

Für die nächsten 2 km raus aus Mombasa haben wir schätzungsweise 30 Minuten gebraucht. Die Straße oder was man von ihr erkennen konnte sah aus, als wären genau auf ihr unzählige melonengroße Meteoriten eingeschlagen und hätten netterweise die angrenzenden Gebäude knapp verfehlt. Das war ein reines Schlagloch. Dann wurde es langsam etwas besser. Plötzlich ein prima ausgebauter und tadellos geteerter Abschnitt. Die Straße wurde leider schnell wieder schlechter. Stunde um Stunde kämpften wir uns in Richtung Nairobi. Riesige Schlaglöcher überall und – sehr pfiffig – damit man sie von Weitem besser sehen kann – jedes einzelne – so sah es zumindest aus – wie mit weißer Kreide ummalt. Es hatte etwas von einem Computerspiel mit ständig wechselnden Leveln. In Emali (das liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Mombasa und Nairobi) angekommen, suchten wir verzweifelt den Abzweig zum Amboselipark, hier sollte der irgendwo sein, aber Straßenschilder und überhaupt.. eine Straße eher wieder in Richtung Süden waren nicht zu finden. Wieder half nur fragen – diesmal 3 nette junge Massaimädchen, die uns ein wenig zögerlich aber dann doch wild kichernd die Richtung wiesen. Eine gefühlte halbe Stunde später hatten wir endlich den Abzweig gefunden und das nächste Level konnte beginnen.

Der Weg ist das Ziel

Die Straße erschien endlos und führte nahezu gerade auf den weit entfernten Horizont zu. Ein rotbrauner Sand- und Lehmpfad vom Wind und Regen geformt wie Wellblech. Es war unmöglich schneller als 20-25 km/h zu fahren. Bei 30 rüttelte das Auto so stark, dass man dachte, es zerfalle nun gleich in alle seine Einzelteile. Wir tuckerten also erst mal mit 15 km/h dem Horizont entgegen. Das Rütteln war kaum auszuhalten. Es dauerte nicht lang bis wir feststellten, dass wir überhaupt nicht vorankamen. Verzweiflung kam auf. Plötzlich raste ein Auto an uns vorbei.. und noch eins! ..mit etwa 60-80 km/h. OK, anscheinend machten wir da was falsch. Gasgeben war wohl hier die Lösung. Wir flogen jetzt von Welle zu Welle und es fuhr sich auf einmal absolut ruhig. Man durfte nur nicht mehr bremsen.. So bibberten wir ohne Bodenhaftung weiter in Richtung Kilimanjaro, ohne dass der jedoch zu sehen war. Es fühlte sich ungefähr so an, als ob man auf glitschigem Untergrund Rally fährt. War aber alles trocken.

Wo lang jetzt genau?

In der Erwartung einen weiteren Abzweig zu finden, irgendwo kurz vor einem Fluss, hielten wir Ausschau. Aber es gab keinen Abzweig, immerhin jedoch einen Fluss.. und danach so etwas, was mal ein Abzweig hätte gewesen sein können. Hier stand dann auch etwas, was mal ein Straßenschild hätte gewesen sein können, worauf man mit viel Liebe erkennen konnte, dass dort mal ‘Amboseli’ gestanden hatte über einem Pfeil, der zwischen zwei Büschen hindurchzeigte.. in die Richtung wo wir immerhin nach unserer Karte auch den Kilimanjaro erwartet hätten, zudem waren da auch Reifenspuren, also ausreichend Indizien für die richtige Richting. Da ging es lang.

Fast in Seitenlage – jedes Radpärchen einer Autoseite erhielt einen eigenen Pfad zugeteilt – und teilweise kaum einen Weg erkennend holperten wir begleitet von den ersten Straußen etwa eine Stunde ins Ungewisse, immer den erkennbaren Spuren hinterher. Zumindest der Kilimanjaro war uns nun als Richtungsgeber treu ergeben, wenn auch zunächst nur schemenhaft erkennbar. Es ging vorbei an einigen Massaisiedlungen und quer durch die Büsche, bis die ersten Gazellen auftauchten. Irgendwann kamen wir an ein großes Tor. Ja, ein Tor, kein Zaun, nur ein Tor mitten im Nichts. Und ein Ranger, der es bewachte. Das Gate zum Park! Hurra! Wir waren da ..und in diesem Moment auf jeden Fall unter den glücklichsten Menschen weit und breit.

Der Amboseli Park

Im Amboseli National Park selbst war es sehr gut organisiert, es gab ein Karte mit Wegen und an jeder Kreuzung entsprechende Schilder und so fuhren wir erst einmal gemütlich in unsere Safarilodge und genossen ein ausgiebiges Mittagessen. Wir sind dann aber schnell wieder los, wir wollten ja schließlich Safari! Und neben tausenden von Antilopen und Zebras, fanden wir eine große Herde Elefanten im Sumpf sitzend.

Den Anblick eines kleinen Gras futternden Elefanten genossen wir – immer mit dem Kilimanjaro im Hintergrund, ewig, während die vollgestopften Nissanbusse hektisch anhielten um gleich wieder weiterzufahren. Wir mussten dann aber noch zum Hauptparkgate um unseren Parkeintritt zu bezahlen (das war an dem anderen Gate nicht möglich) und überlegten welchen Weg wir nehmen sollen, links oder rechts um den See? Doch es stellte sich heraus, dass dieser komplett ausgetrocknet war – also.. mittendurch!

So bretterten wir Vollgas über den See, eine riesige Staubwolke hinter uns herziehend Richtung Gate. Was ein Spaß! Vor uns sprangen Gazellen zur Seite. Auf dem Rückweg überlegten wir uns eine andere Route. Die stellte sich aber als unbefahrbar heraus und da es langsam dämmerte entschieden wir uns doch lieber umzudrehen und einen besseren Weg zu fahren. Mittlerweile dunkel war es überhaupt nicht mehr empfehlenswert zu fahren. Die Elefantenhorden nutzen nachts wohl gerne auch die Straßen und wir werden wohl nie den Blick aus den Seitenfenstern vergessen, die riesigen flackernden Ohren der Elefanten die uns entgegen kamen und die man fast hätte streicheln können, so nah waren sie. Auf dem Foto sind sie leider nicht zu sehen, wir waren froh, dass die uns in Ruhe gelassen haben.

In der Lodge angekommen, gab es ein fantastisches Abendessen und einer der schönsten Tage unseres Lebens endete mit Rotwein am Lagerfeuer mit Affen-, und Hyänengeschrei, Löwengebrüll und Elefantengetröte im Hintergrund.

Tag 2 der Jeep Safari

Noch vor Sonnenaufgang verliesen wir am nächsten Morgen die Lodge. Der Kilimanjaro lag auch noch im Dunkel und während die Sonne langsam aufging, suchten wir die Umgebung nach wilden Tieren. Recht bald entdeckten wir ein Rudel Löwen, die ein kleines Wildschwein im Auge hatten. Lange schauten wir dem Treiben zu, wie das kleine Wildschwein versuchte einen Weg an den Löwen vorbeizufinden. Vernünftigerweise entschied es sich umzukehren und wir freuten uns riesig, dass wir beim Löwenfrühstück nicht zuschauen mussten. Den Rest des Vormittages fuhren wir durch die restlichen Ecken des Parks, vorbei an Giraffen, Büffeln und weiteren unzähligen Zebras, Antilopen und Elefanten.

Es macht einfach unfassbar glücklich, diese Tiere in freier Wildbahn zu sehen, vor dem Hintergrund des schneebedeckten Kilimanjaros. Zum Mittagessen kehrten wir dann nochmal in die Lodge ein, bevor wir schon wieder zur Rückfahrt aufbrechen mussten. Zuvor wurden aber erst noch einmal einige Liter Sprit an der kleinen Tankstelle der Lodge aus einem fast leeren Fass in unseren Wagen gepumt. Ein wenig brauner Schlamm war auch dabei. Es wurde schon dunkel und an den Polizeikontrollen (mit Bodenzacken & Taschenlampe ins Gesicht leuchten) kehrten nochmal kurz die Kidnappingängste zurück. Dennoch sind wir wohlbehalten im Hotel angekommen und der weibliche Teil von uns musste lachend feststellen, dass für den Kidnapping-Fall vom männlichen Part vorgesorgt wurde. In sämtlichen Schubladen lagen Zettel verteilt mit der Aufschrift: “wenn was passiert, Ali war’s!”.

Unnützes Wissen aus Kenia

Eine Giraffe kann bis zu sechs Meter groß werden. Alles an ihr scheint wirklich lang zu sein: ihre Beine, ihr Hals und sogar ihre Zunge! Die kann nämlich bis zu 45 Zentimeter lang werden und ist auch besonders muskulös und beweglich. So kann die Giraffe damit problemlos Blätter vom Baum pflücken, um sie zu essen. Und weil die Zunge der Giraffe so schön lang ist, reicht sie sogar bis zu ihren Ohren. Deswegen nutzt die Giraffe ihre Zunge nicht nur zum essen, sondern auch um ihre Ohren zu putzen.

Lust auf noch mehr unnützes Wissen aus der von mir bereisten Welt?


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